Wir brauchen ein sofortiges Moratorium für Windenergie!

Von einem Univ.-Prof. Dr.-Ing. des Umweltingenieurwesens aus Nordrhein-Westfalen, ehemals aktiver Förderer und Investor in dezentraler Windenergie, bleibt zur Vermeidung beruflicher Nachteile anonym, August 2024

Eine kurze, unvollständige Zusammenstellung der Faktoren, die für ein sofortiges Moratorium sprechen. Dieses dient auch dem Schutz von Investoren, Grundeigentümern und Gemeinden.

  1. Aktuell gibt es in Norddeutschland ein massives Überangebot an Windenergie, wenn relevante Windstärken erreicht sind. Die Überkapazitäten müssen sehr teuer in Ausland verkauft werden. Weitere Anlagen verschlimmern die Situation, ohne wesentlich zu mehr Produktion bei geringeren Windstärken beizutragen.
  2. Bei weniger Wind und bedecktem Wetter (häufiges Winterwetter in Norddeutschland) wird zu sehr hohen Preisen Strom aus Nachbarländern zugekauft, was mit dem notwendigen Verkauf der Überkapazitäten deren Regelkapazität an die Grenzen bringt. Es kann bei Verkettung ungünstiger Bedingungen zum Zusammenbruch der Stromversorgung kommen. Diese Situation war schon mehrfach akut zu befürchten. Leistungsfähige Stromtrassen fehlen auf lange Zeit.
  3. Wenn unsere Nachbarländer eine ähnlich ungeplante und extreme Energiepolitik fahren würden, gäbe es sehr häufig Netzabschaltungen. Stromspeicherung ist bisher nicht in einer auch nur annähernd ausreichenden Weise realisierbar – saisonale Speicherung von Strom ist wirtschaftlich voraussichtlich nicht realisierbar.
  4. Die Politik scheint von Lobbyisten beherrscht zu werden, während die exorbitanten Kosten bei fehlender Wirtschaftlichkeit des extremen Ausbaus auf Verbraucher*innen abgewälzt werden. Die Industrie wandert im großen Stil ab, die Wirtschaft befindet sich in der schlimmsten Talfahrt bei Verlagerung in Länder, in denen weniger umweltbewusst produziert wird.
  5. Große Felder von Windkonvertern führen zur weiteren Austrocknung von Landschaften.
  6. Die Rückstellungen für den Rückbau sind nach einer umfangreichen Master-Arbeit bei den großen Anlagen viel zu gering. Rückstellungen müssen Realwerte sein, da die Inflation durch die schrumpfende Wirtschaft bei sehr hohen Ausgaben ansteigt.
  7. Die Entsorgung der GFK-Rotorblätter ist ein ungelöstes Problem. Es werden inzwischen Massen von alten Blättern vergraben.
  8. Erosion der GFK-Rotorblätter belastet Böden weit über die umliegenden Felder; die entstehenden „Altlasten“ gehen zu Lasten von privaten und kommunalen Landeigentümern.
  9. Anlagen haben im Normalbetrieb deutliche Emissionen an bedenklichen Schadstoffen; bei Bränden durch Blitzschlag und technisches Versagen wird die Umgebung mit toxischen Stoffen belastet.
  10. Die Missachtung von Natur- und Vogelschutzbelangen ist inakzeptabel. Die Verwandlung von Naturräumen in Industriegebiete ist bei dem völlig überzogenen Ausbau nicht zu rechtfertigen.
  11. Die bis auf Bayern viel zu geringen Abstandsregeln kommen einer Enteignung gleich. Beim Preisverfall der Häuser und Wohnungen in der Umgebung können weniger wohlhabende Menschen nicht mehr wegziehen.
  12. Infraschall ist ein wissenschaftlich klar belegtes, technisch bisher nicht beherrschbares Problem, mit dem die Menschen bisher weitgehend allein gelassen werden.
  13. Der exorbitante Materialaufwand der sehr großen Windkonvertern (steigt exponentiell) hat einen hohen ökologischen Fußabdruck, der bei den überwiegend wenig geeigneten Standorten (nach einem NZZ-Bericht ca. 75%) nicht durch den Nutzen ausgeglichen werden kann.
  14. In vielen Regionen werden die politischen Entscheidungen der Flächennutzung auf intransparente Weise getroffen und kommen oft dem Umfeld der Akteure zugute. Die Nachteile fallen oft verstärkt anderen zur Last. Die Politik ist seit einigen Jahren zunehmend mehr von Ideologie als von ingenieurwissenschaftlicher Kompetenz mit sinnvollen Regionalkonzepten getrieben.
  15. Die Kosten der in dieser extremen Form sehr teuren Energieproduktion sind bei den massiven Defiziten der öffentlichen Hand nicht gedeckt. Durch Inflation und die anhaltende Rezession, auch wegen der völlig überzogenen Energiepolitik, schwindet die Kaufkraft. Investoren neuer Anlagen sind von Insolvenz bedroht; das Risiko bleibt bei Grundeigentümern und den Gemeinden.
  16. Deutschland ist nicht nur wirtschaftliches Schlusslicht mit einer der global am stärksten zurückgehenden Intelligenz (gemessen in IQ), sondern verpasst in vielen Bereichen mit veralteten Konzepten den Anschluss an bahnbrechende Entwicklungen in anderen Teilen der Welt.