Von Dr. med. Petra Damaschke
Mit welchen Auswirkungen auf die Gesundheit von Mensch und Tier muss durch Windräder gerechnet werden?
Gleich vorweg – Windräder sind nur eine Quelle von möglichen Schäden durch Infraschall und Vibration. Grundsätzlich können diese auch durch andere technische Anlagen wie z.B. Wärmepumpen, Turbinen, Kühlaggregate oder Abluftanlagen verursacht werden. WEA nehmen dabei aber den größten Anteil (70–80%) ein. Dieser Vortrag hat nicht den Anspruch auf Vollständigkeit – er soll Ihnen jedoch einen ersten Einblick in mögliche und bisher diskutierte Gefahren dieser Technologie geben und die Notwendigkeit vermitteln, dringend weiter zu forschen. Ganz allgemein hängen gesundheitliche Auswirkungen von der Intensität, der Dauer der Exposition und der individuellen Empfindlichkeit ab.
Was ist Infraschall?
Wir alle kennen hörbaren Schall (16–16.000 Hz), den wir als Menschen i.d.R. einer Quelle zuordnen können. Daneben gibt es unhörbaren Schall, den sog. tieffrequenten Schall (0,1–100 Hz) mit seiner Sonderform dem Infraschall (0,1–20 Hz) und den Ultraschall (> 20.000 Hz, den Fledermäuse z.B. wahrnehmen). Das Ohr hört diesen Schall nicht, wohl aber ist er vom menschlichen Körper und den Organen wahrzunehmen.
- Die technischen Ursachen-Quellen des Infraschalls können mehrere Kilometer entfernt liegen; sie sind nur durch umfangreiche Messungen zu orten.
- Da dieser Schall die Gebäudehülle und auch die Zellen durchdringt und nicht abschirmbar ist, ist man selbst im Haus gegen diese Art des Schalls nicht geschützt.
- Aufgrund der enormen möglichen, von Betroffenen empfundenen Beeinträchtigungen des Infraschalls wundert es nicht, dass Menschen z.B. ihre Häuser in der unmittelbaren Nähe zu Windparks aufgeben oder zweimal in der Woche auswärts schlafen, um einen gewissen Ausgleich für die belastenden Nächte in Windradnähe zu haben.
Wie wird Infraschall wahrgenommen?
In den 1990er Jahren entdeckten und untersuchten Forscher besondere Zellstrukturen, die sog. mechanosensitiven Kanäle, die auf Dehnung und Druck in Zellen reagieren. Mittlerweile konnte man nachweisen, dass alle mehrzelligen Lebewesen mit dem Körperinneren hören und fühlen, Wärme, Kälte, mechanische Kräfte (Druckänderungen) und Vibrationen wahrnehmen – unabhängig vom Ohr oder den bekannten Sinnesorganen (dafür wurde 2021 sogar der Nobelpreis für Medizin verliehen).
Eine besondere Rolle kommt hierbei spezialisierten Zellen im Innern der Blutgefäße (sog. Endothelzellen) zu.
Biologisch ausgedrückt heißt das: Piezokanäle (calciumpermeable, mechanosensitive Ionenkanäle) und der TRPV1-Kanal stellen eine neue Grundlage aller Organismen für die Wahrnehmung dar. Ähnlich wie Menschen in ihrer Sinneswahrnehmung (Hören, Riechen, Schmecken, Sehen, Tasten) verschieden empfindlich sind, wird auch eine individuell sehr verschieden ausfallende Reaktionsfähigkeit dieser Wahrnehmungskanäle diskutiert; hinzu kommen anatomische Varianten des Gleichgewichtsorgans, die mitreinspielen.
Auch die innere Erwartungshaltung eines Menschen spielt für die Wahrnehmung eine Rolle, der sog. Nocebo-Effekt – damit wäre erklärbar, dass manche Menschen empfindlicher auf Infraschall und Vibration reagieren als andere.
In CT-Untersuchungen des Gehirns (UKE Hamburg, 2019) konnten durch Infraschall ausgelöste Veränderungen der Hirnzellen dokumentiert werden – und zwar in Arealen, die die Hörverarbeitung, die Bewältigung von Konfliktsituationen sowie die Verarbeitung von Stress und Emotionen betreffen. Um diese Studienergebnisse besser einordnen und interpretieren zu können, wurden weitere Untersuchungen bezüglich Langzeiteffekten gefordert; ich weiß nicht, ob diese je gestartet wurden. Vor diesem Hintergrund ist jede Verunglimpfung sensibel auf Infraschall reagierender Menschen als „Hypochonder“ oder „psychisch labil“ obsolet und unverantwortbar, ja diskriminierend.
Es wird geschätzt, dass bis zu einem Drittel aller Einwohner (Angaben in der Literatur sehr uneinheitlich: 1–5–10–30 %) in der Umgebung von Windrädern erkranken und schwer darunter leiden.
Diese Zusammenhänge sind leider auch in medizinischen Kreisen noch unzureichend bekannt und gewürdigt, sodass Betroffene oft lange Leidensgeschichten hinter sich haben. Dass sie jedoch kein isoliertes psychisches Problem haben, mag die Beobachtung der Tiere zeigen, die dauerhaft diesem Schall ausgesetzt sind: Verhaltensänderungen (siehe „Nerzfarm“ in Dänemark), verminderte Fruchtbarkeit, Gedeihstörungen der Jungtiere, Störung der Milchproduktion bei Kühen, überdurchschnittliche Missbildungen und Totgeburten, gestrandete Wale (diese nutzen Infraschallfrequenzen zur Kommunikation und Orientierung; für Schweinswale wurde ein Infraschallgrenzwert festgesetzt, der beim Bau von Offshore-Anlagen berücksichtigt werden muss). Wildtiere verlassen ihr Revier.
Welche Beschwerden werden bei dauerhafter Belastung nun in den Zusammenhang mit Infraschall und Vibration gebracht?
- Störungen der Zellkommunikation über die Beeinträchtigung der o.g. mechanosensitiven Zellkanäle mit Auswirkungen auf lebenswichtige Funktionen wie Nährstoff- und Sauerstoff-Aufnahme, Gefäßweitenregulierung (sog. Vasomotorik) und Blutstrom, Wachstum, Embryonalentwicklung, Blutdrucksteuerung (Studie 2023 Belluck-Staeck).
- Durchblutungsstörungen mit Folge: Kopfschmerzen, Schwindel, Desorientierung (Einfluss auf das Gleichgewichtsorgan), Ohrgeräusche, Schwäche, Konzentrationsstörungen, Schulleistungsstörungen.
- Unwohlsein, Unsicherheit, Druck auf Trommelfell und Brust, Angst, Schlafstörungen, Übelkeit, Erschütterungsempfinden – ein kausaler Zusammenhang konnte jedoch bisher für diese Beschwerden nicht erbracht werden.
- Es gibt jedoch zwei seriöse Studien, die einen kausalen Zusammenhang von Beschwerden durch Infraschall nachgewiesen haben:
The impact of wind turbine noise on health (Joao Almeida, Mariana Alves-Pereira und Paulo Nossa), 2019, European Journal of Public Health, Band 29, Supplement I.
Eric Zou: „Wind Turbine Syndrome: The Impact of Wind Farms on Suicide“, American Economic Journal: Economic Policy, September 2020.
- Abhängig von den eigenen Reserven kann der Gesamtorganismus nach längerer Belastung erschöpfen. Die Folgen wären chronische Entzündungen, Arteriosklerose, Blutdruckanstieg, Herzrhythmusstörungen, Infektanfälligkeit, Störungen im Immunsystem, mangelnde Leistungsfähigkeit.
- Eine besondere Gefährdung besteht für sensible Gruppen wie Schwangere, das Ungeborene, alte oder geschwächte Menschen (z.B. Krebspatienten).
- Lärmbelastung: Der Betrieb von Windenergieanlagen erzeugt Geräusche, die in der Nähe lebende Menschen und Tiere stören können. Infraschall-Reichweite (Wellenlänge > 340 m in Luft) wirkt weitreichender als tiefe Bässe.
- Auslösen von Stressreaktionen und Fehlsteuerungen im Gehirn (Amygdala) mit Beeinträchtigung lebenswichtiger Heil- und Regenerationsvorgänge (parasympathisch gesteuert).
Spätestens aufgrund dieser Erkenntnisse wäre das zuständige Bundesamt für Umwelt gefordert, vertiefend zu forschen und bis zur endgültigen Klärung den Bau weiterer Windräder gestoppt werden. Es besteht eine Vorsorgepflicht. Der Ausbau der Windkraftanlagen verwandelt Deutschland in ein Land mit permanentem Infraschall. Selbst Meere mit Offshore-Windparks werden betroffen – das Sterben der Wale lässt sich mit Infraschall und Fehlfunktionen der Endothelzellen erklären, das gesamte Lebenssystem gerät aus dem Gleichgewicht.
Welche Schäden werden mit der Belastung durch Vibration in Verbindung gebracht?
- Muskel- und Skeletterkrankungen: Langfristige Exposition gegenüber Vibrationen, insbesondere bei Maschinen- oder Werkzeugarbeit, kann zu Erkrankungen wie dem Hand-Arm-Vibrations-Syndrom führen.
- Neurologische Effekte: Kribbeln oder Taubheitsgefühle in den Extremitäten.
- Psychische Gesundheit: Stress und psychische Belastungen können verstärkt werden und das Wohlbefinden beeinträchtigen.
Schäden durch den Abrieb der Rotorblätter
- Belastung des Ackerbodens durch Abrieb der Kunststoffbeschichtung (PFAS, Ewigkeitschemikalien).
- Gefährdung der Bodennutzung und damit unserer Ernährungsgrundlage.
- Abriebplastik kann Grund- und Trinkwasser verunreinigen – in Wasserschutzgebieten ist das besonders kritisch.
- In Rheinland-Pfalz dürfen bereits mikroplastikverseuchte Wildschweinleberprodukte nicht mehr in den Handel.
Insgesamt bedeutet der massive Ausbau aus meiner Sicht ein potenziell großes gesundheitliches Gefahrenpotenzial für Biodiversität und alle Menschen. Umso wichtiger ist ein verantwortungsbewusster, gemäßigter und vernunftbasierter Umgang mit dieser Technologie. Verantwortliche Stellen sind an das Vorsorgeprinzip zu erinnern und müssen unabhängige Forschung initiieren.